04613 GebäudereinigungWie beim Reinigungsmanagement der Arbeitsschutz effektiv umgesetzt werden kann
Die Gebäudereinigung gehört zu den am stärksten wachsenden Branchen in Europa. Die Beschäftigten, vor allem Frauen mit häufig migrantischen Wurzeln, profitieren von diesem Wachstum aber kaum, denn ihre Arbeitsbedingungen sind häufig schlecht bis prekär. Auch der Arbeits- und Gesundheitsschutz ist schwer umzusetzen, unter anderem weil die Reinigungsfachkräfte zumeist von externen Dienstleistern beschäftigt werden und die Kunden- bzw. Auftragsunternehmen, in denen sie arbeiten, nicht selten kaum oder gar keine Verantwortung dafür übernehmen. Wie lässt sich trotz dieser ungünstigen Voraussetzungen ein effektiver Arbeitsschutz in Zusammenarbeit von Reinigungsunternehmen und auftraggebenden Unternehmen umsetzen, so wie er gesetzlich vorgeschrieben ist? Auf welche Risiken und Gefährdungen müssen Unternehmen achten, und welche Schutzmaßnahmen gibt es? Auf diese Fragen gibt dieser Beitrag, unter anderem mit mehreren Checklisten, praxisorientierte Antworten. von: |
1 Einführung
Arbeiten in ergonomisch belastender Körperhaltung, schweres Heben und Tragen, stetig zunehmender Zeitdruck sowie häufiger Hautkontakt mit Gefahrstoffen und heißem Wasser gehören für Beschäftigte im Reinigungswesen zum Arbeitsalltag. Täglich müssen sie auf teils hohe Leitern steigern, schweres Arbeitsgerät tragen oder oft massive Gegenstände umräumen. Trotz (oder gerade wegen?) dieser Arbeitsbedingungen: Die Branche ist eine der am stärksten wachsenden in Europa. Der Umsatz in den Ländern der EU hat sich von 1990 bis 2020 mehr als versechsfacht: von 15 auf fast 80 Milliarden Euro pro Jahr. 2022 lag er allein in Deutschland bei rund 23 Milliarden Euro [1]
Häufiges Outsourcing
Der Grund dafür: Kaum eine andere Berufsgruppe wurde so häufig aus dem eigenen Betrieb ausgelagert wie Reinigungskräfte. Der Trend, immer mehr Bereiche aus dem Unternehmen an spezialisierte Drittanbieter auszulagern, hat in den 1970er-Jahren begonnen. Was nicht zum Kerngeschäft gehörte, wurde an externe Dienstleister ausgelagert.
Der Grund dafür: Kaum eine andere Berufsgruppe wurde so häufig aus dem eigenen Betrieb ausgelagert wie Reinigungskräfte. Der Trend, immer mehr Bereiche aus dem Unternehmen an spezialisierte Drittanbieter auszulagern, hat in den 1970er-Jahren begonnen. Was nicht zum Kerngeschäft gehörte, wurde an externe Dienstleister ausgelagert.
Die privatwirtschaftliche Reinigungsindustrie, zu der fast 14.000 Unternehmen zählen, hat in Deutschland bereits eine Marktdurchdringung von rund 80 Prozent erreicht; in acht von zehn Unternehmen übernehmen damit spezialisierte Reinigungsfirmen die Arbeit.
Der ohnehin immer schon vorhandene Druck auf Reinigungskräfte durch eine zunehmende Arbeitsintensivierung hat allein schon aufgrund dieses stetig schärferen Verdrängungswettbewerbs zwischen immer mehr Anbietern in den vergangenen Jahren noch einmal deutlich zugenommen. Die Dienstleister unterbieten sich daher gegenseitig mit Niedrigstpreisen und damit auch Niedriglöhnen, Folge der Marktstrukturen der Branche: Kleinbetriebe mit weniger als 500.000 Euro Jahresumsatz stellen die mit Abstand größte Zahl der Unternehmen der Branche (rund 80 Prozent); sie erzielen aber nur rund 15 Prozent des gesamten Branchenumsatzes. Auf der anderen Seite erwirtschaften die größten zwei Prozent der Unternehmen über 46 Prozent des Branchenumsatzes, einige von diesen Firmen haben bis zu 40.000 Beschäftigte [1] .
Nachteile für die Arbeitsbedingungen
Für den Arbeitsschutz bedeutet das: Die auftraggebenden Unternehmen haben immer weniger (direkte) Verantwortung für die Schaffung guter Arbeitsbedingungen, mit arbeitsrechtlichen Problemen brauchen sie sich zumindest weniger, als es in der Vergangenheit der Fall gewesen ist, selbst zu befassen.
Für den Arbeitsschutz bedeutet das: Die auftraggebenden Unternehmen haben immer weniger (direkte) Verantwortung für die Schaffung guter Arbeitsbedingungen, mit arbeitsrechtlichen Problemen brauchen sie sich zumindest weniger, als es in der Vergangenheit der Fall gewesen ist, selbst zu befassen.
Arbeitsschutz ist schwer zu koordinieren
Die Gewährleistung des Sicherheits- und Gesundheitsschutzes der Beschäftigten wird dadurch auch organisatorisch deutlich erschwert. Dennoch sind die Auftraggeber zur Koordination des Arbeits- und Gesundheitsschutzes mit dem Dienstleister im Vorfeld des Beginns der Reinigungsarbeiten verpflichtet (siehe unten).
Die Gewährleistung des Sicherheits- und Gesundheitsschutzes der Beschäftigten wird dadurch auch organisatorisch deutlich erschwert. Dennoch sind die Auftraggeber zur Koordination des Arbeits- und Gesundheitsschutzes mit dem Dienstleister im Vorfeld des Beginns der Reinigungsarbeiten verpflichtet (siehe unten).
Diese Koordination erfordert aber, soll sie tatsächlich auch wirksam sein, eine gezielte und detaillierte Abstimmung der Schutzmaßnahmen, die alle Gefahren und Belastungen bei der Arbeit im Reinigungsobjekt berücksichtigt. Die Absprachen zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer zu dem Thema lassen aber in der betrieblichen Realität oft zu wünschen übrig; der Arbeitsschutz wird nicht selten sogar stark vernachlässigt.
Herkunft des Personals erschwert Arbeitsschutz
Ein weiteres Problem des Arbeitsschutzes ist, dass es sich bei der überwiegenden Mehrheit des Reinigungspersonals um Frauen handelt, und zudem in großer Zahl auch um Frauen mit migrantischen Wurzeln. Diese werden bevorzugt eingestellt, weil sie in der Regel zunächst einmal aus Sicht der Reinigungsfirma und ihrer Kunden preiswerter arbeiten. Diese Frauen arbeiten in der Regel deshalb so billig, weil ihnen außer dem Reinigungswesen kaum eine andere Möglichkeit zum Broterwerb bleibt. Bei ihnen sind deutsche Sprachkenntnisse oft sehr begrenzt, was ihre Beratung und die Kontrolle zu den Themen Arbeitsschutz und Arbeitsbedingungen zusätzlich erschwert.
Ein weiteres Problem des Arbeitsschutzes ist, dass es sich bei der überwiegenden Mehrheit des Reinigungspersonals um Frauen handelt, und zudem in großer Zahl auch um Frauen mit migrantischen Wurzeln. Diese werden bevorzugt eingestellt, weil sie in der Regel zunächst einmal aus Sicht der Reinigungsfirma und ihrer Kunden preiswerter arbeiten. Diese Frauen arbeiten in der Regel deshalb so billig, weil ihnen außer dem Reinigungswesen kaum eine andere Möglichkeit zum Broterwerb bleibt. Bei ihnen sind deutsche Sprachkenntnisse oft sehr begrenzt, was ihre Beratung und die Kontrolle zu den Themen Arbeitsschutz und Arbeitsbedingungen zusätzlich erschwert.
Arbeiten außerhalb der Regelarbeitszeit
Eine weitere negative Entwicklung, die infolge des immer intensiveren Wettbewerbs der Dienstleister entstanden ist: Die Arbeitszeiten werden von den Reinigungsunternehmen zunehmend in den Abend, die Nacht oder den frühen Morgen verlegt. Weniger als zehn Prozent aller Reinigungsarbeiten finden in Deutschland noch zwischen 8 und 18 Uhr statt. Dieser zeitliche Stress kommt zu den ohnehin schweren Arbeitsbelastungen hinzu, mit dem Ergebnis, dass die Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten trotz arbeitsrechtlicher Fortschritte heute teilweise schlechter oder gesundheitsgefährdender sind, als sie es noch in den 1980er-/90er-Jahren waren [1] [2] .
Eine weitere negative Entwicklung, die infolge des immer intensiveren Wettbewerbs der Dienstleister entstanden ist: Die Arbeitszeiten werden von den Reinigungsunternehmen zunehmend in den Abend, die Nacht oder den frühen Morgen verlegt. Weniger als zehn Prozent aller Reinigungsarbeiten finden in Deutschland noch zwischen 8 und 18 Uhr statt. Dieser zeitliche Stress kommt zu den ohnehin schweren Arbeitsbelastungen hinzu, mit dem Ergebnis, dass die Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten trotz arbeitsrechtlicher Fortschritte heute teilweise schlechter oder gesundheitsgefährdender sind, als sie es noch in den 1980er-/90er-Jahren waren [1] [2] .
1.1 Wichtigste Gefährdungen für Beschäftigte
Die schwere Arbeit zu oft ungünstigen Tageszeiten und mit teilweise gefährlichen Arbeitsmitteln macht das Reinigungswesen zu einem Problemfeld für den betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutz.
• | Körperliche Belastungen: Reinigungskräfte heben und tragen teils schwere Lasten, was zu Rückenbeschwerden und Muskelverspannungen führen kann. Hinzu kommen langanhaltende und ergonomisch ungünstige Körperhaltungen. Auf nassen Böden oder unebenen Oberflächen können die Beschäftigten schnell ausrutschen oder stolpern. Bei der Fenster- und Fassadenreinigung können Beschäftigte von Leitern oder Hebebühnen fallen, was schon aus geringen Höhen zu folgenschweren Verletzungen führen kann. |
• | Gefahrstoffe: Reinigungs- und Desinfektionsmittel gehören zu den Gefahrstoffen. In der Gebäudereinigung kommen sie täglich zum Einsatz und bilden damit stetig ein großes Gesundheitsrisiko für die Beschäftigten. Der unmittelbare Kontakt mit ihnen führt unweigerlich mindestens zu Hautreizungen, nicht selten auch zu Verätzungen und sogar Vergiftungen. Die feuchten Milieubedingungen bei Reinigungsarbeiten fördern das Vorkommen von Bakterien, Viren und Pilzen. Insbesondere durch Schimmelpilz können schwerwiegende Atemwegserkrankungen und Allergien ausgelöst werden. |
• | Psychische Belastungen: In der Reinigungsbranche gibt es einen starken Wettbewerbsdruck aufgrund der vielen Firmen am Markt. Daher wird den Reinigungskräften viel Leistung abverlangt; in möglichst kurzer Zeit müssen sie so viel Fläche wie möglich reinigen. Nicht nur Stress und Hektik nehmen demensprechend immer mehr zu. Auch die Unfallgefahr wächst, weil aufgrund des Zeitdrucks die Beschäftigten weniger achtsam arbeiten. |
2 Grundlagen des Reinigungsmanagements: Begriffe und Verfahren
Im Folgenden werden die wichtigsten Begriffe und Tätigkeiten aus dem Reinigungsmanagement kurz vorgestellt [1] .
2.1 Reinigungsarten
Es werden vor allem drei grundlegende Reinigungsarten unterschieden. Daneben gibt es noch eine Reihe spezieller Reinigungsarten, die aber nur von großen Reinigungsfirmen angeboten werden.
Grundreinigung: Bei der Grundreinigung werden alle Räumlichkeiten sehr intensiv gereinigt, auch hartnäckigste Verschmutzungen werden dabei entfernt.
Zwischenreinigung: Bei der Zwischenreinigung handelt es sich um eine Intensivreinigung, die kurzzeitig für einen optimalen Hygienezustand in ausgesuchten Bereichen des Gebäudes sorgt. Sie wird zwischen zwei Grundreinigungen durchgeführt, oft nur, um die jeweils nächste intensive Grundreinigung zeitlich zu verschieben.
Unterhaltsreinigung: Sie wird kontinuierlich durchgeführt, beschränkt sich aber zumeist auf Staubsaugen und Staubwischen sowie feuchtes Wischen von Bodenbelägen.