09003 Poka-Yoke im Arbeitsschutz
Poka-Yoke ist ein Konzept zur praktischen Umsetzung einer Null-Fehler-Strategie. Das Konzept lässt sich auch im Bereich des Arbeitsschutzes nutzen. Poka-Yoke setzt im Prozess an und zielt mit seinen Elementen auf die Fehlervermeidung, da so die Ursache von Gefahrensituationen und Unfällen beseitigt wird.
Besondere Beachtung finden dabei unbeabsichtigte Fehler, die durch Mitarbeiter begangen werden. Poka-Yoke benutzt bevorzugt konstruktive Produktmaßnahmen oder technisch-mechanische Prozesslösungen, um diese Fehler direkt an ihrer Wurzel zu bekämpfen. Ziel sind dabei einfache, kostengünstige Lösungen mit sofortiger Auswirkung auf die Sicherheit.
In diesem Beitrag lernen Sie das Poka-Yoke-Konzept und seine Philosophie, die Schritte zur Implementierung des Konzepts sowie die wesentlichen Poka-Yoke-Lösungen mit Fallbeispielen kennen. Abschließend werden die Vor- und Nachteile von Poka-Yoke bilanziert. Arbeitshilfen: von: |
1 Kurzbeschreibung und Ablauf
Poka-Yoke = Vermeidung unbeabsichtigter Fehler
Das Poka-Yoke-Konzept hat seine Wurzeln in Japan. In den 1970er Jahren wurde Poka-Yoke von Shigeo Shingo entwickelt. Shingo hat als Mitarbeiter von Toyota dessen Qualitätsmanagement im Blick gehabt. Es handelt sich bei Poka-Yoke um ein Konzept, das unbeabsichtigte Fehler, wie sie Mitarbeitern versehentlich unterlaufen können, abstellen möchte. Daher auch der Name: Im Japanischen steht das „Poka” für „Vermeidung” und „Yoke” für „unglücklicher Fehler”.
Das Poka-Yoke-Konzept hat seine Wurzeln in Japan. In den 1970er Jahren wurde Poka-Yoke von Shigeo Shingo entwickelt. Shingo hat als Mitarbeiter von Toyota dessen Qualitätsmanagement im Blick gehabt. Es handelt sich bei Poka-Yoke um ein Konzept, das unbeabsichtigte Fehler, wie sie Mitarbeitern versehentlich unterlaufen können, abstellen möchte. Daher auch der Name: Im Japanischen steht das „Poka” für „Vermeidung” und „Yoke” für „unglücklicher Fehler”.
Ohne Poka-Yoke: 100 % Qualität kaum möglich
Der Ansatz von Poka-Yoke entstand aus der Erkenntnis heraus, dass die bis dahin praktizierten Qualitätsansätze nicht geeignet sein können, eine 100 %ige Fehlerfreiheit zu erreichen. Die Statistische Prozesskontrolle (SPC) beispielsweise nimmt fehlerhafte Produkte und Prozesse in einem bestimmten geringen Maß logisch in Kauf.
Der Ansatz von Poka-Yoke entstand aus der Erkenntnis heraus, dass die bis dahin praktizierten Qualitätsansätze nicht geeignet sein können, eine 100 %ige Fehlerfreiheit zu erreichen. Die Statistische Prozesskontrolle (SPC) beispielsweise nimmt fehlerhafte Produkte und Prozesse in einem bestimmten geringen Maß logisch in Kauf.
Stichprobenprüfungen ungeeignet
In der Praxis findet man oftmals die Argumentation, eine vollständige (100 %) Prüfung der Produktion sei zu aufwendig und daher nicht leistbar. Als praktische Konsequenz begnügt man sich mit einem „angemessenen” Fehlerniveau und stichprobenartigen Prüfungen. Beispielsweise wird eine Fehlerquote von 0,1 % als akzeptabel angesehen. Dieses Denken ist jedoch aus zwei Gründen abzulehnen. Dies wird am klassischen Produkt dargestellt, bevor eine Übertragung auf den Arbeitsschutz erfolgt:
In der Praxis findet man oftmals die Argumentation, eine vollständige (100 %) Prüfung der Produktion sei zu aufwendig und daher nicht leistbar. Als praktische Konsequenz begnügt man sich mit einem „angemessenen” Fehlerniveau und stichprobenartigen Prüfungen. Beispielsweise wird eine Fehlerquote von 0,1 % als akzeptabel angesehen. Dieses Denken ist jedoch aus zwei Gründen abzulehnen. Dies wird am klassischen Produkt dargestellt, bevor eine Übertragung auf den Arbeitsschutz erfolgt:
• | Bei einer Fehlerquote von 0,1 % ist eines von 1.000 Produkten fehlerhaft. Einer von 1.000 Kunden wird unzufrieden sein, sein gekauftes Produkt ist zu 100 % fehlerhaft und nicht zu 0,1 %. Bedenkt man, dass unzufriedene Kunden über ihren Ärger bis zu 20 weiteren Personen berichten, bekommen auch „wenige” fehlerhafte Produkte eine kaufmännisch spürbare Dimension. |
• | Stichprobenprüfungen reagieren verzögert. Eine Prüfanweisung kann zum Beispiel lauten: Jedes hundertste Stück ist der Produktion zu entnehmen und zu prüfen. Ist es fehlerhaft, wird das gesamte Fertigungslos stückweise geprüft. Dabei fällt z. B. auf, dass fast das gesamte Los fehlerhaft ist. Zwar haben die Fehler nicht den Kunden erreicht, es wurde aber eine große Menge Ausschuss produziert. |
… erst recht im Arbeitsschutz
Überträgt man diese Erkenntnis auf den Bereich des Arbeitsschutzes, wird auch schnell ersichtlich, dass hier erst recht nicht mit einer akzeptierten Unfallfreiheit von unter 100 % gearbeitet werden darf. Ziel muss die Integration einer Null-Unfall-Strategie in das Unternehmen sein. Poka-Yoke stellt dazu einen konzeptionellen Ansatz dar.
Überträgt man diese Erkenntnis auf den Bereich des Arbeitsschutzes, wird auch schnell ersichtlich, dass hier erst recht nicht mit einer akzeptierten Unfallfreiheit von unter 100 % gearbeitet werden darf. Ziel muss die Integration einer Null-Unfall-Strategie in das Unternehmen sein. Poka-Yoke stellt dazu einen konzeptionellen Ansatz dar.
Ansatz von Poka-Yoke
Ist ein sicherheitsgefährdender Fehler erst einmal passiert, bleibt er mit Glück folgenlos oder es können nur noch seine Auswirkungen (zum Beispiel die Folgen eines Unfalls) beseitigt bzw. behandelt werden. Diesem reaktiven Ansatz stellt Poka-Yoke eine andere Art des Denkens gegenüber: Die Ursache des Fehlers wird beseitigt.
Ist ein sicherheitsgefährdender Fehler erst einmal passiert, bleibt er mit Glück folgenlos oder es können nur noch seine Auswirkungen (zum Beispiel die Folgen eines Unfalls) beseitigt bzw. behandelt werden. Diesem reaktiven Ansatz stellt Poka-Yoke eine andere Art des Denkens gegenüber: Die Ursache des Fehlers wird beseitigt.
Ursachen abstellen
Poka-Yoke setzt auf konstruktive sowie technisch-organisatorische Lösungen, damit Fehlhandlungen im Prozess nicht zu Gefährdungssituationen führen.
Poka-Yoke setzt auf konstruktive sowie technisch-organisatorische Lösungen, damit Fehlhandlungen im Prozess nicht zu Gefährdungssituationen führen.
Besonders die Fehlhandlungen der Mitarbeiter, die in anderen Konzepten als Teil der menschlichen Natur akzeptiert werden, geht Poka-Yoke mit seinen Lösungen an. Damit eignet es sich ideal, um die dauerhafte Einhaltung von Sicherheitsvorschriften zu gewährleisten. Das bekannte Phänomen, wonach mit zunehmender Dauer einer unfallfreien Periode Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit bei der Befolgung von Arbeitsschutzrichtlinien nachlassen, wird damit direkt angegangen.
Ein Beispiel: verpolungssichere Steckverbindungen
Ein Beispiel soll dies illustrieren: Ein Gaswarngerät arbeitet mit einem externen Sensor, der durch ein Kabel und eine Steckverbindung mit dem Messgerät verbunden wird. Bei einer „verpolten” Verbindung würde der Sensor nicht korrekt arbeiten und die Mitarbeiter wären nicht vor einer gesundheitsgefährdenden Gaskonzentration gewarnt. Um das versehentliche Vertauschen der Polung zu verhindern, wird eine Poka-Yoke-Lösung, wie in Abbildung 1 verdeutlicht, genutzt: Entweder kann das Steckergehäuse asymmetrisch geformt oder die Kontakte selbst können asymmetrisch gestaltet werden. Ein versehentliches Verpolen bei Einsatz des externen Sensors wird so unmöglich.
Abb. 1: Stecker vor (oben) und nach (unten) einem Poka-Yoke-Einsatz
Ein Beispiel soll dies illustrieren: Ein Gaswarngerät arbeitet mit einem externen Sensor, der durch ein Kabel und eine Steckverbindung mit dem Messgerät verbunden wird. Bei einer „verpolten” Verbindung würde der Sensor nicht korrekt arbeiten und die Mitarbeiter wären nicht vor einer gesundheitsgefährdenden Gaskonzentration gewarnt. Um das versehentliche Vertauschen der Polung zu verhindern, wird eine Poka-Yoke-Lösung, wie in Abbildung 1 verdeutlicht, genutzt: Entweder kann das Steckergehäuse asymmetrisch geformt oder die Kontakte selbst können asymmetrisch gestaltet werden. Ein versehentliches Verpolen bei Einsatz des externen Sensors wird so unmöglich.
Konstruktive Änderungen sind manchmal aus diversen Gründen nicht ausreichend. Auch dann kann Poka-Yoke Lösungen anbieten. Für das oben skizzierte Beispiel ist denkbar, dass die elektrische Verbindung durch einen Selbsttest des Geräts geprüft wird. Ein grünes Licht leuchtet, wenn die Verbindung richtig hergestellt wurde oder das Display des Gerätes zeigt bis zum bestandenen Selbsttest den Code „ERROR” und erst danach den Messwert an. In beiden Fällen bekommt der Mitarbeiter eine Rückmeldung über die Funktionsfähigkeit der Arbeitsschutzmittel.
Detektion – Auslösung – Reaktion
Der gerade beschriebene Selbsttest wird als sog. Poka-Yoke-Einrichtung konzipiert. Diese besteht aus einem Detektionselement, das die Fehlhandlung oder den Fehler meldet (Messen der Sensorströme), einer Auslösevorschrift, ab wann die Einrichtung den Fehler wahrnimmt (Keine Durchleitung = Verpolung) und einem Reaktionselement, das festlegt, was in der Folge passiert (Gaswarngerät kann nicht benutzt werden).
Der gerade beschriebene Selbsttest wird als sog. Poka-Yoke-Einrichtung konzipiert. Diese besteht aus einem Detektionselement, das die Fehlhandlung oder den Fehler meldet (Messen der Sensorströme), einer Auslösevorschrift, ab wann die Einrichtung den Fehler wahrnimmt (Keine Durchleitung = Verpolung) und einem Reaktionselement, das festlegt, was in der Folge passiert (Gaswarngerät kann nicht benutzt werden).
Acht Poka-Yoke-Prinzipien
Es haben sich acht Prinzipien herausgebildet, mit denen die Philosophie von Poka-Yoke beschrieben werden kann. Die acht Prinzipien des Poka-Yoke sind:
Es haben sich acht Prinzipien herausgebildet, mit denen die Philosophie von Poka-Yoke beschrieben werden kann. Die acht Prinzipien des Poka-Yoke sind:
1. | Baue Qualität in den Prozess ein: Gefährliche Situationen dürfen gar nicht entstehen. Poka-Yoke-Absicherungen sorgen im Prozess und in den Betriebsmitteln für eine 100 %-Sicherheit. |
2. | Alle ungewollten Fehler und Mängel lassen sich beseitigen: Zwar kann man Arbeitsfehler nie vermeiden. Man kann aber dafür sorgen, dass daraus keine Gefährdung erwächst. |
3. | Hör auf, es falsch zu machen – Mache es ab jetzt richtig: Es gibt keinen Grund, Verbesserungen hinauszuzögern. |
4. | Suche keine Entschuldigungen, denke an die Lösung: Jeder soll seine Kraft dafür verwenden, produktiv an der Lösung zu arbeiten, statt Gründe zu liefern, warum es nicht besser geht. |
5. | 60 % Erfolgswahrscheinlichkeit sind gut genug – Setze die Idee nun um! Es gibt keinen Grund für das Warten auf eine perfekte Lösung. Sobald eine mögliche Verbesserung mehr Aussicht auf Erfolg als auf Misserfolg hat, sollte man sie umsetzen. Weitere Verbesserungen ergeben sich dann aus den ersten Erfahrungen. |
6. | Irrtümer und Fehler können gegen null reduziert werden, wenn alle an einem Strang ziehen: Arbeitsschutz kann nicht von Einzelpersonen generiert werden. Jeder im gesamten Unternehmen muss mitmachen. |
7. | Zehn Köpfe sind besser als einer: Poka-Yoke nutzt die Weisheit und Kreativität der Gruppe, um Verbesserungen zu finden. Teamwork gilt als Schlüssel für erfolgreiche Verbesserungsideen. |
8. | Frage fünfmal „Warum” und suche den wahren Grund für den Fehler: Frage dann einmal „Wie können wir es lösen?” Dieses achte Prinzip soll dafür sorgen, sich nicht mit vordergründigen Erklärungen zufrieden zu geben. Vielmehr soll durch fünfmaliges Hinterfragen der „wahre Grund” gefunden werden. Erst dann soll die Lösungsfindung einsetzen. |
Die genannten Grundprinzipien von Poka-Yoke finden sich in den Aktivitäten zur Umsetzung einer Poka-Yoke-Einrichtung wieder.