02222 Kulturwandel in Unternehmen
Welche Veränderungen erfordern neue Rollen und Aufgaben für die Fachkraft für Arbeitssicherheit und die/den Sicherheitsbeauftragten/-in?
Zu den wichtigsten Kräften in den Betrieben, die für die Sicherheit der Belegschaften sorgen, gehören die Fachkraft für Sicherheit und die/der Sicherheitsbeauftragte/-in. Der Beitrag beschreibt und erklärt daher, warum beide Positionen so wichtig sind, um den Präventionsgedanken im Kontext der weitreichenden gesellschaftlichen, technischen und wirtschaftlichen Veränderungen fest im Betrieb und in der Unternehmenskultur zu verankern.
Zudem wird dargestellt, welche Themen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes in Zukunft immer mehr an Bedeutung gewinnen werden und welche Möglichkeiten sich dabei für die/den Sicherheitsbeauftragten/-in und die Fachkraft für Arbeitssicherheit ergeben, um in diesen zukunftsrelevanten Bereichen noch aktiver als bislang die Arbeitssicherheit und die Gesundheit im Unternehmen mitverantwortlich zu gestalten und den „Kulturwandel” in den Unternehmen damit weiter anzutreiben. von: |
1 Einleitung und Grundlagen
Die Deregulierung der betrieblichen Arbeitssicherheit durch das Arbeitsschutzgesetz von 1996 und durch die Betriebssicherheitsverordnung von 2002 brachte den Arbeitgebern größere Freiheiten, eigene Lösungswege für eine nachhaltige Sicherheits- und Präventionskultur in ihren Unternehmen zu finden.
Mehr Selbstverantwortung im Arbeitsschutz
Die/Der Arbeitgeber/-in kann seitdem allgemein vorgegebene Schutzziele eigenverantwortlich gestalten und umsetzen, dafür erhält sie/er einen größeren Handlungsspielraum für deren Umsetzung im eigenen Betrieb [1] .
Die/Der Arbeitgeber/-in kann seitdem allgemein vorgegebene Schutzziele eigenverantwortlich gestalten und umsetzen, dafür erhält sie/er einen größeren Handlungsspielraum für deren Umsetzung im eigenen Betrieb [1] .
1.1 Einführung von EHS-Systemen
Dieser Paradigmenwechsel hin zu mehr Selbstverantwortung und Gestaltungsfreiheit der Unternehmen nahm in den USA seinen Anfang und wurde dort in erster Linie von den Unternehmen selbst, nur in zweiter Linie von der Politik bzw. dem Gesetzgeber ausgelöst.
US-Unternehmen nehmen Arbeitsschutz in die eigene Hand
Ein wesentlicher Bestandteil dieses strategischen Wandels in den US-Unternehmen war es (unter anderem als Ergebnis von verlorenen Zivilprozessen wegen Nachlässigkeiten beim betrieblichen Umwelt- und Gesundheitsschutz mit damit verbundenen Entschädigungen in Millionenhöhe an die Kläger), betriebsinterne Prozesse auch in den Bereichen besser steuern zu können, die (teilweise) nur indirekten Einfluss auf die Produktivität und die ökonomische Wertschöpfung haben. Mit der Einführung von EHS-Systemen (Environment-Health-Safety, Umwelt-Gesundheit-Sicherheit), auch als HSE-Systeme (Health-Security-Environment) bezeichnet, wurden integrierte Managementsysteme im Rahmen eines übergreifenden Risikomanagements etabliert, bei denen zunächst Qualitätsmanagement und Umweltschutz, später auch Gesundheitsschutz sowie Arbeitssicherheit zu wesentlichen Bestandteilen der Unternehmenskultur und Determinanten des Unternehmenserfolgs erklärt wurden [1] [2] .
Ein wesentlicher Bestandteil dieses strategischen Wandels in den US-Unternehmen war es (unter anderem als Ergebnis von verlorenen Zivilprozessen wegen Nachlässigkeiten beim betrieblichen Umwelt- und Gesundheitsschutz mit damit verbundenen Entschädigungen in Millionenhöhe an die Kläger), betriebsinterne Prozesse auch in den Bereichen besser steuern zu können, die (teilweise) nur indirekten Einfluss auf die Produktivität und die ökonomische Wertschöpfung haben. Mit der Einführung von EHS-Systemen (Environment-Health-Safety, Umwelt-Gesundheit-Sicherheit), auch als HSE-Systeme (Health-Security-Environment) bezeichnet, wurden integrierte Managementsysteme im Rahmen eines übergreifenden Risikomanagements etabliert, bei denen zunächst Qualitätsmanagement und Umweltschutz, später auch Gesundheitsschutz sowie Arbeitssicherheit zu wesentlichen Bestandteilen der Unternehmenskultur und Determinanten des Unternehmenserfolgs erklärt wurden [1] [2] .
EHS-Systeme als ganzheitliche Managementsysteme
Bis heute haben sich diese Managementsysteme zumindest in großen und international operierenden Unternehmen weltweit durchgesetzt. Dafür gibt es eine Reihe von Gründen: EHS-Systeme sorgen für eine langfristig nachhaltige Entwicklung in den Bereichen Sicherheit, Qualitätswesen, Gesundheit und Umweltschutz, im Idealfall entstehen zwischen den einzelnen Bereichen sogar Synergieeffekte. Mithilfe der Systeme gelingt es, Ressourcen zu sparen sowie die Risiken von Produkten und Arbeitsprozessen zu minimieren bzw. ganz auszuschließen. Bei allen geschäftlichen Entscheidungen werden die Auswirkungen auf Umwelt, Gesundheit und Arbeitssicherheit abgewogen. Indem der Ist-Zustand kontinuierlich mit immer wieder neu formulierten Zielvorgaben verglichen wird, ist eine permanente Erfolgskontrolle und somit das kontinuierliche Eliminieren von Fehlentwicklungen möglich. Weitere Handlungsfelder wurden in den vergangenen Jahren in EHS-Systeme integriert, allen voran die IT-Sicherheit und der Datenschutz sowie der Brandschutz [1] [2] .
Bis heute haben sich diese Managementsysteme zumindest in großen und international operierenden Unternehmen weltweit durchgesetzt. Dafür gibt es eine Reihe von Gründen: EHS-Systeme sorgen für eine langfristig nachhaltige Entwicklung in den Bereichen Sicherheit, Qualitätswesen, Gesundheit und Umweltschutz, im Idealfall entstehen zwischen den einzelnen Bereichen sogar Synergieeffekte. Mithilfe der Systeme gelingt es, Ressourcen zu sparen sowie die Risiken von Produkten und Arbeitsprozessen zu minimieren bzw. ganz auszuschließen. Bei allen geschäftlichen Entscheidungen werden die Auswirkungen auf Umwelt, Gesundheit und Arbeitssicherheit abgewogen. Indem der Ist-Zustand kontinuierlich mit immer wieder neu formulierten Zielvorgaben verglichen wird, ist eine permanente Erfolgskontrolle und somit das kontinuierliche Eliminieren von Fehlentwicklungen möglich. Weitere Handlungsfelder wurden in den vergangenen Jahren in EHS-Systeme integriert, allen voran die IT-Sicherheit und der Datenschutz sowie der Brandschutz [1] [2] .
1.2 Auswirkungen auf die Funktion der Fachkraft für Sicherheit
Diese Systeme können aber nur erfolgreich operieren, wenn sie von hochmotivierten und sehr gut ausgebildeten Fachkräften betreut werden. Unternehmen suchen daher für diese übergreifenden Aufgaben Fachkräfte, die mit viel Fachwissen zu allen relevanten Bereichen – Umweltschutz, Arbeitssicherheit, Gesundheitsschutz, betriebliche und informationstechnologische Sicherheit – sowie umfangreichen methodischen, sozialen und kommunikativen Fähigkeiten die nachhaltige Entwicklung dieser Managementsysteme planen, umsetzen und weiterentwickeln können [2] .
Neue Managementsysteme brauchen Managementqualitäten
Diese Experten/-innen müssen als „Partner auf Augenhöhe” mit der Unternehmensleitung die Entwicklung vorantreiben können, gleichzeitig aber auch in der Lage sein, die Beschäftigten auf allen Hierarchieebenen für die gesteckten Ziele zu gewinnen und zu motivieren.
Diese Experten/-innen müssen als „Partner auf Augenhöhe” mit der Unternehmensleitung die Entwicklung vorantreiben können, gleichzeitig aber auch in der Lage sein, die Beschäftigten auf allen Hierarchieebenen für die gesteckten Ziele zu gewinnen und zu motivieren.
Sifa als EHS-Manager
Im internationalen Kontext werden diese Fachkräfte als EHS-Manager/-innen oder HSE-Manager/-innen bezeichnet. In Deutschland hat der Verband für Sicherheit, Gesundheit und Umweltschutz bei der Arbeit (VDSI) alternativ den Begriff „Manager für Sicherheit, Gesundheit und Umwelt” geprägt. Im Folgenden soll die international am meisten verwendete Bezeichnung, EHS-Manager/-innen, benutzt werden. Wer aber kommt für die Besetzung dieser anspruchsvollen Position infrage? In den großen Unternehmen sind es jetzt schon die Fachkräfte für Arbeitssicherheit (im Folgenden Sifa abgekürzt), die diese Rolle übernehmen. Sie bringen die besten Voraussetzungen mit, um als Impulsgeber zu fungieren und wirkungsvoll in den Betrieben gestalten zu können, denn sie arbeiten bereits heute in vielen Fällen wie Manager/-innen in ihren Unternehmen – freilich ohne dabei aber den Handlungs- und Entscheidungsspielraum einer/eines Managers/-in zu haben! Sie sind wie Manager/-innen (vor allem) Generalisten/-innen und (mindestens in Bezug auf die Arbeitssicherheit) Spezialisten/-innen in einer Person. Dennoch wird sich ihr Aufgabenspektrum vor allem in den Großunternehmen noch beträchtlich ausweiten – die schon erwähnte IT-Sicherheit sowie der Brandschutz sind wichtige Beispiele dafür.
Im internationalen Kontext werden diese Fachkräfte als EHS-Manager/-innen oder HSE-Manager/-innen bezeichnet. In Deutschland hat der Verband für Sicherheit, Gesundheit und Umweltschutz bei der Arbeit (VDSI) alternativ den Begriff „Manager für Sicherheit, Gesundheit und Umwelt” geprägt. Im Folgenden soll die international am meisten verwendete Bezeichnung, EHS-Manager/-innen, benutzt werden. Wer aber kommt für die Besetzung dieser anspruchsvollen Position infrage? In den großen Unternehmen sind es jetzt schon die Fachkräfte für Arbeitssicherheit (im Folgenden Sifa abgekürzt), die diese Rolle übernehmen. Sie bringen die besten Voraussetzungen mit, um als Impulsgeber zu fungieren und wirkungsvoll in den Betrieben gestalten zu können, denn sie arbeiten bereits heute in vielen Fällen wie Manager/-innen in ihren Unternehmen – freilich ohne dabei aber den Handlungs- und Entscheidungsspielraum einer/eines Managers/-in zu haben! Sie sind wie Manager/-innen (vor allem) Generalisten/-innen und (mindestens in Bezug auf die Arbeitssicherheit) Spezialisten/-innen in einer Person. Dennoch wird sich ihr Aufgabenspektrum vor allem in den Großunternehmen noch beträchtlich ausweiten – die schon erwähnte IT-Sicherheit sowie der Brandschutz sind wichtige Beispiele dafür.
1.3 Auswirkungen auf die Funktion des Sicherheitsbeauftragten
Neue Herausforderungen in den Unternehmen, die mit den oben genannten Hand in Hand gehen, sind es auch, die die Rolle eines anderen Sicherheitsexperten/-in im Betrieb verändern werden: die des Sicherheitsbeauftragten/-in (SiBe) [4] . Laut der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) gab es 2017 in Deutschland 670.858 SiBe. In der gewerblichen Wirtschaft kam auf 80 Beschäftigte ein SiBE. Zum Vergleich: Im selben Jahr waren nur rund 74.000 Sifa und etwas weniger als 11.500 Betriebsärzte im Einsatz [4] .
Bedeutung der SiBe
Diese Daten führen vor Augen, welche Bedeutung den SiBE im betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutz allein schon aufgrund ihrer großen Zahl in den Unternehmen zukommt. Sie nehmen in den Unternehmen einige sehr wichtige Funktionen wahr. So sind sie unter anderem Vermittler zwischen Unternehmensleitung und Beschäftigten, unterstützen ihre Arbeitgeber bei der Durchführung von Maßnahmen zur Verhütung von Arbeitsunfällen sowie Berufskrankheiten und sind unersetzliche Ansprechpartner für die Sifa und die Betriebsärzte.
Diese Daten führen vor Augen, welche Bedeutung den SiBE im betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutz allein schon aufgrund ihrer großen Zahl in den Unternehmen zukommt. Sie nehmen in den Unternehmen einige sehr wichtige Funktionen wahr. So sind sie unter anderem Vermittler zwischen Unternehmensleitung und Beschäftigten, unterstützen ihre Arbeitgeber bei der Durchführung von Maßnahmen zur Verhütung von Arbeitsunfällen sowie Berufskrankheiten und sind unersetzliche Ansprechpartner für die Sifa und die Betriebsärzte.
In Hinsicht auf eine Aufwertung des SiBE und die Erweiterung seiner Tätigkeitsfelder ist vor allem eine Sache bedeutsam: In der deutschen Tradition ist er in erster Linie für die Arbeitssicherheit, weniger für den Gesundheitsschutz zuständig – auch wenn diese einseitige Priorisierung eigentlich nicht der Aufgabenbeschreibung des SiBe gemäß § 22 SGB VII entspricht. Im europäischen Ausland sieht die Situation teilweise bereits ganz anders aus [5] .
SiBe mehr Kompetenz beim Thema Gesundheit
Aber auch in Deutschland wird es immer notwendiger, seine Funktion weiterzuentwickeln. Diese Entwicklung geht parallel mit der Weiterentwicklung der Rolle der Sifa hin zum „Manager für Sicherheit und Gesundheit”. Die für die Weiterentwicklung beider Funktionen ausschlaggebenden Gründe sind, wie oben schon angedeutet, teilweise sehr ähnlich. Ein besonders wichtiger Grund speziell für eine Aufwertung der Rolle des SiBe ist der demografisch bedingte Mangel an Betriebsärzten, der bereits heute Unternehmen in einigen Regionen Deutschlands vor große Probleme stellt und in naher Zukunft bundesweit negative Auswirkungen haben wird. Es ergibt sich mit der Unterstützung der Betriebsärzte ein wichtiges neues Tätigkeitsfeld im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements.
Aber auch in Deutschland wird es immer notwendiger, seine Funktion weiterzuentwickeln. Diese Entwicklung geht parallel mit der Weiterentwicklung der Rolle der Sifa hin zum „Manager für Sicherheit und Gesundheit”. Die für die Weiterentwicklung beider Funktionen ausschlaggebenden Gründe sind, wie oben schon angedeutet, teilweise sehr ähnlich. Ein besonders wichtiger Grund speziell für eine Aufwertung der Rolle des SiBe ist der demografisch bedingte Mangel an Betriebsärzten, der bereits heute Unternehmen in einigen Regionen Deutschlands vor große Probleme stellt und in naher Zukunft bundesweit negative Auswirkungen haben wird. Es ergibt sich mit der Unterstützung der Betriebsärzte ein wichtiges neues Tätigkeitsfeld im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements.