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05280 Von sturen Böcken und Nonkonformisten

Verhaltenstreue und Regeleinhaltung in Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit aus psychologischer und juristischer Sicht

Warum passieren Unfälle?
Mindestens 80 % aller Unfälle haben nichttechnische Ursachen. Häufig liegt es an fehlender Information oder mangelnder Motivation der Mitarbeiter, wenn es zu einem Unfallgeschehen kommt. Überforderung, Stress und mangelnde Qualifikation sind die häufigsten Ursachen, die zu Störungen des normalen Betriebsablaufs, zu Produktionsausfällen oder Unfällen mit Verletzungen der Mitarbeiter führen. Dabei ist die Führungskraft besonders gefragt. Ist es doch der Meister, Teamleiter oder Vorarbeiter, der vor Ort auf die Sicherheitsmängel aufmerksam machen und gegebenenfalls auch einschreiten muss. Die Form und Art und Weise der Gesprächsführung hat dabei maßgeblichen Anteil bei der Akzeptanz der ausgesprochenen Anweisungen und damit an der Zielsetzung der Vermeidung von Unfällen.
Der nachfolgende Beitrag beschäftigt sich mit der Rolle von Aufmerksamkeit und Achtsamkeit im Rahmen des betrieblichen Unfallgeschehens. Es werden psychologische Methoden und Möglichkeiten zur Förderung des Gefahrenbewusstseins im Arbeitsalltag vorgestellt, wobei es insbesondere um präventive Ansätze geht. Die Rolle und Bedeutung von Sanktionen in diesem Zusammenhang wird beleuchtet, rechtliche Rahmenbedingungen und juristische Möglichkeiten zur Verhaltensmodifikation bzw. -gewährleistung im Bereich des Arbeitsschutzes und der Arbeitssicherheit werden dargestellt.
von:

1 Arbeitsunfälle und Aufmerksamkeit

1.1 Arbeitsunfälle – aktuelle Zahlen

Sucht man nach aktuellen Zahlen zum Unfallgeschehen im Arbeitsbereich, so findet man bei der DGUV für das Jahr 2020 folgende Informationen [1]:
Unfallzahlen insgesamt leicht steigend
Im Bereich der UV der gewerblichen Wirtschaft und der UV der öffentlichen Hand ereigneten sich 2018 insgesamt 877.198 meldepflichtige Arbeitsunfälle, die eine Arbeitsunfähigkeit von mehr als drei Tagen oder den Tod zur Folge hatten, das sind 0,4 % mehr als im Vorjahr. Das Arbeitsunfallrisiko je 1.000 Vollarbeiter ist mit einem Wert von 23,10 um 9,1 % gestiegen. Diese Entwicklung ist auf die geänderte Erfassung der Arbeitsstunden im Zuge der Einführung des elektronischen Lohnnachweises zurückzuführen.
Aber weniger tödliche Unfälle
Im Jahr 2018 waren 13.559 schwere Arbeitsunfälle zu verzeichnen, bei denen es zur Zahlung einer Rente oder eines Sterbegelds gekommen ist. Damit ist das Risiko je 1.000 Vollarbeiter, einen schweren Arbeitsunfall zu erleiden, von 0,330 im Vorjahr auf 0,357 in 2018 aufgrund der Entwicklung der Vollarbeiterzahl um 8,1 % gestiegen. Bei den tödlichen Arbeitsunfällen ist gegenüber dem Vorjahr ein Rückgang um 31 Fälle auf 420 Todesfälle zu verzeichnen.
Auch weniger Wegeunfälle
Bei den 188.527 meldepflichtigen Wegeunfällen in der gewerblichen Wirtschaft und bei den Unfallversicherungsträgern der öffentlichen Hand ist das Unfallrisiko je 1.000 Versicherungsverhältnisse mit 3,64 gegenüber 3,86 im Vorjahr um 5,6 % gesunken.
Jedoch mehr tödliche Wegeunfälle
Bei den 4.548 neuen Wegeunfallrenten ist das Unfallrisiko je 1.000 Versicherungsverhältnisse von 0,093 im Vorjahr auf 0,088 in 2018 zurückgegangen (-5,6 %). Die Zahl der tödlichen Wegeunfälle ist von 280 auf 310 gestiegen.

1.2 Unfallursachen

Auf die Frage danach, warum Unfälle geschehen, lassen sich sieben unterschiedliche Unfallursachen voneinander abgrenzen:
Die häufigsten Unfallursachen
1.
Stolpern, Rutschen, Stürzen
2.
Fehlbedienung von Werkzeugen oder Maschinen
3.
Falsches Lagern, Heben, Tragen
4.
Missachtung von Sicherheitsvorschriften
5.
Fehlende Erfahrung
6.
Routine
7.
Organisatorische Probleme/fehlende Unterweisung
Nachfolgend soll insbesondere die Missachtung von bestehenden und bekannten Sicherheitsvorschriften, Anordnungen oder Regelungen durch die Mitarbeiter betrachtet werden. Woran liegt es, dass es zu Unfällen aufgrund von Unachtsamkeit, Nachlässigkeit, Gleichgültigkeit oder bewusster Übertretung von Regeln und Vorschriften kommt? Und wie kann man aus psychologischer Sicht solchen Effekten und Haltungen entgegenwirken?
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