05260 Burnout
Eine Gefahr für die Arbeitssicherheit
Der Begriff Burnout ist seit einiger Zeit immer häufiger zu hören und zu lesen. Aber wer weiß schon genau, was sich dahinter verbirgt? Bei bis zu 130 Symptomen, die beim Burn-out-Syndrom auftreten können, fällt der Überblick schwer. Der vorliegende Beitrag soll helfen, das Krankheitsbild des „Burnout” besser einschätzen, erkennen und verstehen zu können. Welche Symptome kennzeichnen Burnout? Welchen Entwicklungsverlauf nimmt Burnout? Welche Gefahren ergeben sich dadurch für die Qualität der Arbeitsleistung und die Arbeitssicherheit? Was kann und muss ein Unternehmen tun, um vom Burnout gefährdete Personen zu erkennen und entsprechend zu entlasten? Arbeitshilfen: von: |
1 Problembeschreibung
Gefährdungen und Erkrankungen durch Arbeit und Beruf waren schon immer ein Thema. Seit dem Beginn der Industrialisierung wurden sie aber zum massiven Problem, da durch veränderte Produktionsbedingungen und die zunehmende Ökonomisierung der Arbeit Risiken und Gefahren sprunghaft anstiegen. Gleichzeitig konnten viele Betroffene nicht ersetzt werden, weil sie krank waren oder verstarben und so dem Arbeitsmarkt nicht mehr zur Verfügung standen. So kam der Wachstumsprozess ins Stocken, die Wirtschaft lahmte, akuter Handlungsbedarf auf dem Feld des Arbeitsschutzes und der Arbeitssicherheit entstand. Viel ist seitdem geschehen. Arbeitsplätze sind sicherer, weniger belastet und zudem gesundheitsgerechter geworden. Während physische Risiken und Verletzungsgefahren relativ gut erkannt und behoben werden konnten, sind in den letzten Jahren zunehmend psychische und psychosomatische Erkrankungen im Arbeits- und Berufsleben festzustellen. Die Ursachen hierfür sind vielfältig, ihre Aufdeckung und Behebung schwierig. Psychische und psychosomatische Erkrankungen sind inzwischen jedoch nach Muskel- und Skeletterkrankungen, Verletzungen und Atemwegserkrankungen die vierthäufigste Ursache für die Arbeitsunfähigkeit eines Arbeitnehmers. Die dadurch jährlich entstehenden volkswirtschaftlichen Kosten belaufen sich Schätzungen zufolge auf über sechs Milliarden Euro. Eine in den letzten Jahren immer häufiger diagnostizierte Symptomatik im Bereich der psychischen Erkrankungen ist der Burnout. Unter einem Burnout versteht man einen schleichenden Prozess, im Zuge dessen aufopferungsvolle, engagierte Mitarbeiter, die mit großer Begeisterung und hoher Motivation ihrer Tätigkeit nachgehen, zu leicht reizbaren und zynischen Menschen werden, die deutliche Symptome einer körperlichen und psychischen Erschöpfung zeigen und deren rapide abnehmende Leistungsfähigkeit sie selbst und andere in Gefahr bringt.
2 Burnout in aller Munde – aber was ist Burnout eigentlich?
Der Begriff Burnout ist zurzeit populär wie nie: Burnout – so liest man in den Medien – ist die Depression für ehemalige Gewinner. Dabei hat der Burnout-Begriff einen großen Vorteil: Das Wort klingt nicht direkt nach Psychiatrie, die Diagnose bedeutet nicht „psychisch gestört” zu sein, man ist nur ein bisschen überarbeitet, hat zu viel geleistet. Auch in unserer modernen Zeit ist es oftmals immer noch ein Tabu, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Und obwohl die Symptome des Burnouts psychischen Erkrankungen wie einer depressiven Episode, einer Angststörung oder teilweise sogar einer Schizophrenie ähneln, erleichtert das Label „Burnout” den Gang zum Arzt oder zum Psychologen. Doch auch wenn die Diagnose „Burnout” gestellt wird, ist damit noch nicht eindeutig definiert, was gemeint ist.
Definitionsversuch
Der Begriff „Burnout” geht auf den Psychoanalytiker Herbert Freudenberger zurück, der den Begriff in den 70er-Jahren vor allem für den psychischen und physischen Abbau meist ehrenamtlicher Mitarbeiter von Hilfsorganisationen verwendete (diese Eingrenzung trifft – wie weiter unten dargestellt – heute nicht mehr zu). Eine einheitliche Definition von Burnout fällt wegen der Heterogenität und der Vielschichtigkeit der Burnout-Symptomatik schwer, wodurch die Festlegung von absoluten Kriterien nicht möglich ist. Im Allgemeinen wird unter Burnout eine langfristige negative, auf die eigene Arbeitstätigkeit bezogene, mentale Verfassung von sonst gesunden Menschen verstanden, die primär durch Erschöpfung, erhebliches Leiden, ein Gefühl reduzierter Effektivität, nachlassende Motivation und die Entwicklung dysfunktionaler Einstellungen und Verhaltensweisen gegenüber der eigenen Arbeit gekennzeichnet ist [1] .
Der Begriff „Burnout” geht auf den Psychoanalytiker Herbert Freudenberger zurück, der den Begriff in den 70er-Jahren vor allem für den psychischen und physischen Abbau meist ehrenamtlicher Mitarbeiter von Hilfsorganisationen verwendete (diese Eingrenzung trifft – wie weiter unten dargestellt – heute nicht mehr zu). Eine einheitliche Definition von Burnout fällt wegen der Heterogenität und der Vielschichtigkeit der Burnout-Symptomatik schwer, wodurch die Festlegung von absoluten Kriterien nicht möglich ist. Im Allgemeinen wird unter Burnout eine langfristige negative, auf die eigene Arbeitstätigkeit bezogene, mentale Verfassung von sonst gesunden Menschen verstanden, die primär durch Erschöpfung, erhebliches Leiden, ein Gefühl reduzierter Effektivität, nachlassende Motivation und die Entwicklung dysfunktionaler Einstellungen und Verhaltensweisen gegenüber der eigenen Arbeit gekennzeichnet ist [1] .
2.1 Entwicklungsstufen des Burnouts nach Burisch
Da die Symptome von Burnout sehr zahlreich – es gibt mehr als 130 Anzeichen für dieses Phänomen – und bei jedem Menschen anders sind, sollte vielmehr die Prozesshaftigkeit der Burnout-Erkrankung beachtet werden, anstelle sich an einzelnen Symptomatiken zu orientieren. Hierzu gibt es verschiedene Modelle [2] . Der Hamburger Psychologe Matthias Burisch [3] teilt die Entwicklung des Burnout-Syndroms in 7 Phasen ein:
1. Phase Großes Engagement
Zu Beginn des Prozesses ist ein Burnout kaum zu erkennen. Es herrscht noch eine große Begeisterung und ein großes Engagement für die Arbeit vor. Erste Anzeichen für eine zunehmende Erschöpfung sind auf der einen Seite eine freiwillige Mehrarbeit und die Aufopferung für unrealistische Ziele („mehr vom selben”), auf der anderen Seite die Reduzierung privater und sozialer Kontakte.
Zu Beginn des Prozesses ist ein Burnout kaum zu erkennen. Es herrscht noch eine große Begeisterung und ein großes Engagement für die Arbeit vor. Erste Anzeichen für eine zunehmende Erschöpfung sind auf der einen Seite eine freiwillige Mehrarbeit und die Aufopferung für unrealistische Ziele („mehr vom selben”), auf der anderen Seite die Reduzierung privater und sozialer Kontakte.
2. Phase Erschöpfung
Wenn auch Mehrarbeit nicht mehr über die langsam wahrnehmbare Erschöpfung hinwegdeuten kann, ist Phase zwei erreicht. Müdigkeit und Erschöpfung bestimmen das Arbeits- und das Privatleben, reduziertes Engagement für Klienten, Patienten, Mitarbeiter, Kunden, Familie oder Freunde sind die Folge. Symptome sind beispielsweise eine reduzierte Empathiefähigkeit, geringerer Einsatz für berufliche Ziele, Unzuverlässigkeit etc.
Wenn auch Mehrarbeit nicht mehr über die langsam wahrnehmbare Erschöpfung hinwegdeuten kann, ist Phase zwei erreicht. Müdigkeit und Erschöpfung bestimmen das Arbeits- und das Privatleben, reduziertes Engagement für Klienten, Patienten, Mitarbeiter, Kunden, Familie oder Freunde sind die Folge. Symptome sind beispielsweise eine reduzierte Empathiefähigkeit, geringerer Einsatz für berufliche Ziele, Unzuverlässigkeit etc.
3. Phase Emotionale Reaktion
Müdigkeit und Erschöpfung werden nun von beklemmenderen Gefühlen abgelöst, die sich zum Beispiel in Hilflosigkeit, Ängsten, Depressionen, einem sinkenden Selbstbewusstsein und einer geringeren emotionalen Belastbarkeit, aber auch in Bitterkeit, Pessimismus, Aggressivität, Reizbarkeit und Ungeduld zeigen.
Müdigkeit und Erschöpfung werden nun von beklemmenderen Gefühlen abgelöst, die sich zum Beispiel in Hilflosigkeit, Ängsten, Depressionen, einem sinkenden Selbstbewusstsein und einer geringeren emotionalen Belastbarkeit, aber auch in Bitterkeit, Pessimismus, Aggressivität, Reizbarkeit und Ungeduld zeigen.
4. Phase Reduzierte Leistungsfähigkeit
Der Betroffene kann nun den Anforderungen im Job und im Privatleben nicht mehr genügen. Die reduzierte Leistungsfähigkeit zeigt sich in Desorganisation, Konzentrationsproblemen, einer Abnahme der Flexibilität, Widerständen gegen Veränderungen etc. und hat ein Ausmaß erreicht, bei dem selbst der Dienst nach Vorschrift anstrengt.
Der Betroffene kann nun den Anforderungen im Job und im Privatleben nicht mehr genügen. Die reduzierte Leistungsfähigkeit zeigt sich in Desorganisation, Konzentrationsproblemen, einer Abnahme der Flexibilität, Widerständen gegen Veränderungen etc. und hat ein Ausmaß erreicht, bei dem selbst der Dienst nach Vorschrift anstrengt.
5. Phase Emotionale Verflachung/Gleichgültigkeit
Die Folge ist Gleichgültigkeit. Den Betroffenen ist alles egal. Eigene Bedürfnisse werden schon lange nicht mehr gehört, die anderer Menschen (ob im Berufs- oder im Privatleben) fallen nun ebenfalls der Gleichgültigkeit zum Opfer. Hobbys und kulturelle Aktivitäten werden völlig eingestellt
Die Folge ist Gleichgültigkeit. Den Betroffenen ist alles egal. Eigene Bedürfnisse werden schon lange nicht mehr gehört, die anderer Menschen (ob im Berufs- oder im Privatleben) fallen nun ebenfalls der Gleichgültigkeit zum Opfer. Hobbys und kulturelle Aktivitäten werden völlig eingestellt
6. Phase Körperliche Symptome
Zu den psychischen kommen nun die körperlichen Symptome: Herzprobleme, Magen- und Darmbeschwerden, Übelkeit, Atembeschwerden, häufige Erkältungen, Schlafstörungen, ein geschwächtes Immunsystem, Bluthochdruck, Muskelverspannungen, allergische Reaktionen und nervöse Tics sind nur einige der psychosomatischen Reaktionen, die ein Burnout auslösen kann. Hinzu kommt ein verstärkter Rückgriff auf Alkohol, Tabak, Kaffee und Drogen (z. B. auch Medikamente), um die Symptome zu betäuben. An diesem Punkt gehen viele Betroffene zum Arzt. Doch nur in seltenen Fällen erkennt der Arzt sofort, was hinter diesen Symptomen wirklich steckt
Zu den psychischen kommen nun die körperlichen Symptome: Herzprobleme, Magen- und Darmbeschwerden, Übelkeit, Atembeschwerden, häufige Erkältungen, Schlafstörungen, ein geschwächtes Immunsystem, Bluthochdruck, Muskelverspannungen, allergische Reaktionen und nervöse Tics sind nur einige der psychosomatischen Reaktionen, die ein Burnout auslösen kann. Hinzu kommt ein verstärkter Rückgriff auf Alkohol, Tabak, Kaffee und Drogen (z. B. auch Medikamente), um die Symptome zu betäuben. An diesem Punkt gehen viele Betroffene zum Arzt. Doch nur in seltenen Fällen erkennt der Arzt sofort, was hinter diesen Symptomen wirklich steckt
7. Phase Verzweiflung
Im Endstadium des Burnouts brechen die Betroffenen zusammen, sie können einfach nicht mehr. Existenzielle Verzweiflung beherrscht ihr Leben. Der Lebenswille ist auf ein Minimum gesunken. Zu Hoffnungs- und Hilflosigkeit, Depressionen und Gefühlen vollkommener Wertlosigkeit kommen häufig noch Selbstmordgedanken und -absichten. Professionelle Hilfe ist nun dringlicher denn je.
Im Endstadium des Burnouts brechen die Betroffenen zusammen, sie können einfach nicht mehr. Existenzielle Verzweiflung beherrscht ihr Leben. Der Lebenswille ist auf ein Minimum gesunken. Zu Hoffnungs- und Hilflosigkeit, Depressionen und Gefühlen vollkommener Wertlosigkeit kommen häufig noch Selbstmordgedanken und -absichten. Professionelle Hilfe ist nun dringlicher denn je.